Kategorie: #DigitalMondayBlog

Digitale Transformation im Gesundheitswesen

Digitalisierung oder digitale Transformation sind wohl aktuell die Modewörter der gesellschaftlich – wirtschaftlichen Entwicklung.

Ing. Martin Bayer

Während im privaten Consumer – Bereich ebenso wie in vielen Unternehmen, ja sogar in Teilen der öffentlichen Verwaltung, zahlreiche Interaktionsprozesse zwischen AnbieterInnen/DienstleisterInnen und KundInnen/InteressentInnen bereits mehr oder weniger vollständig digitalisiert angeboten werden oder zumindest konkrete Entwicklungsschritte dazu eingeleitet oder geplant sind, steht die digitale Transformation im Gesundheitswesen (nicht nur in Österreich) erst ganz am Anfang.
Das hat zum Teil durchaus nachvollziehbare und gute Gründe wie z.B. die Sensibilität der in diesem Zusammenhang relevanten Daten und persönlichen Informationen, aber wie immer im Zuge größerer Veränderungsprozesse spielt die Angst der zahlreichen betroffenen Stakeholder (in diesem Fall des Gesundheitssystems) Macht, Einfluss, Eigenständigkeit und damit letztlich natürlich verfügbare finanzielle Mittel zu verlieren eine nicht unerhebliche Rolle.
Daraus resultiert eine Differenz zwischen den heute am Markt angebotenen oder verfügbaren technischen Möglichkeiten und dem aktuellen Status der Umsetzung bzw. Verfügbarkeit aus Sicht des Kunden, die wohl in kaum einem Bereich so eklatant ist wie im Gesundheitswesen.

Angebot und Nachfrage

Anders als im klassischen (digitalen) Consumerbereich, in dem zahlreiche Innovationen oder Neuerungen nicht aufgrund irgendeiner konkreten Nachfrage oder eine vorliegenden Bedarfes entstehen, sondern Angebote erst den Bedarf erzeugen, können durchaus interessante Innovationen für den Bereich Gesundheit aufgrund der gegebenen Strukturen und der vielen Beteiligten nur sehr bedingt vom Kunden selbst antizipiert werden.
So wird die Entwicklung der Digitalisierung im Gesundheitswesen wohl weniger durch die zweifellos vorhandene Nachfrage nach innovativen Angebote als eher durch neue Herausforderungen angetrieben, die aus dem System selbst kommen. Dazu gehören unter anderem:

  • Rasant steigende Lebenserwartung der gesamten Bevölkerung
  • Geburtenstarke Jahrgänge kommen in das versorgungsrelevante Alter (Baby Boomer Generation)
  • Drastische Zunahme verschiedenster chronischer Erkrankungen und Allergien
  • Prognostizierter bzw. schon bestehender Mangel an verfügbaren personellen Ressourcen wie ÄrztInnen, PflegerInnen, TherapeutInnen, etc.
  • Erhebliche Ineffizienzen und mangelnder Wissens- und Informationstransfer zwischen den einzelnen SystemteilnehmerInnen
  • Zunehmend fehlende Geldmittel für die steigenden Gesamtkosten der Versorgung
  • u.s.w.

Aber auch der administrative Aufwand seitens der Sozialversicherungen steigt mit dem Zunehmen der Anzahl an versorgungsbedürftigen Menschen oder der Nachfragehäufigkeit nach den Leistungen des Gesundheitssystems.

ExpertenInnen sind sich einig, dass die rasant steigende Nachfrage, der ein bestenfalls stagnierendes Angebot an öffentlicher Finanzierung, Infrastruktur und personellen Ressourcen im gesamten Gesundheitswesen gegenübersteht, im Endeffekt (nach Ausnutzung zweifelsfrei bestehender Optimierungspotenziale (nach dem RRP – Prinzip: Rationierung, Rationalisierung, Priorisierung) nur durch den massiven Einsatz von Technik (vor allem IT und Robotik) befriedigt werden kann.
Voraussetzung dafür ist jedoch ein neues Denken und Handeln aller Beteiligten, das den Patienten (der zukünftig ev. so etwas wie Kundenstatus erhält) in den Mittelpunkt eines modernen, dienstleistungsorientierten, effizienten und transparenten Systems stellt, das sich dazu aller verfügbaren Innovationen und Technologien bedient.

Darüber hinaus ist die Entwicklung des Patienten zu einem kritischen, informierten, vergleichenden und bis zu einem gewissen Grad selbst entscheidenden „Kunden“ noch immer eine äußerst irritierende Tatsache für das System.
Auch ist das öffentlich finanzierte Sozialversicherungssystem gefordert, die durch zunehmende Digitalisierung rasant steigende Vielfalt an Behandlungs- oder Therapiepfaden und -Maßnahmen völlig neu zu bewerten und adäquate Finanzierungsmodelle zu finden.
Natürlich stellt die mit der Digitalisierung einhergehende teilweise „Entpersonalisierung“ der Betreuungsprozesse durchaus ein Problem dar und gerade für ältere Generationen an Patienten bedarf es besonderer Benutzerfreundlichkeit, damit die digitale Interaktion Akzeptanz findet. Auch muss klargestellt werden, dass es sich um eine länger dauernde Entwicklung handeln wird, in der vielfach traditionelle und neue, digitalisierte Betreuungselemente parallel existieren oder sich ergänzen werden.

Ob die Überschriften dieses Veränderungsprozesses nun Telemedizin oder e-health heißen, die einzelnen Anwendungen Bezeichnungen wie Videochat, Teleconsultation, Teleconsil, Telereha, Teletherapie, Telemonitoring, Disease Management oder Care Management tragen, innovativer Technologie – Einsatz im Gesundheitswesen wird unser Gesundheitssystem von Grund auf verändern. Was das für uns als Kunden (und gleichzeitig Erhalter) dieses Systems an Veränderungen bringen wird, darüber berichtet HMP künftig in Form eines regelmäßig erscheinenden Blogs, der sich dem Themenkreis „Digitale Transformation im Gesundheitswesen“ widmet.

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Ing. Martin Bayer ist seit 1993 Gründer, Gesellschafter & Geschäftsführer der HMP Beratungs GmbH in Österreich. Zu den Tätigkeiten des diplomierten Elektrotechnikers zählt u.a. die Betreuung und strategische Beratung wichtiger Kunden. Außerdem ist er Vizepräsident des Next Generation Enterprise Forschungsinstituts. Die HMP Beratungs GmbH ist seit vielen Jahren (fast seit ihrer Gründung 1993) als unabhängiger Berater auch in vielen Teilbereichen des österreichischen Gesundheitswesens tätig und fokussiert sich aktuell auf das Thema der digitalen Interaktion zwischen den Anbietern und den Kunden in diesem.

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