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Die IT ist willig, aber das Fleisch ist schwach

Ein erstaunliches Ergebnis hat unlängst eine Umfrage der Fachgruppe UBIT Wien unter IT-Spezialisten gebracht. Der häufigste Grund für Datenverlust und Systemausfälle bei KMU und Ein-Personen-Unternehmen (EPU) sind weder Viren noch Malware und schon gar nicht Hardware-Defekte, sondern menschliches Fehlverhalten in den Unternehmen. „Die IT ist willig, aber das Fleisch ist schwach“, könnte man sagen, denn niemand macht solche Dinge mit Absicht. Zugleich hindert uns aber niemand daran, so manche Dinge in Zukunft besser zu machen. Das betrifft zum einen die IT-Ausbildung, wobei damit nicht nur IT-Fachkräfte gemeint sind, sondern auch ein breiteres IT-Verständnis in allen Berufen, um Fehlerquellen in den Unternehmen generell zu minimieren.

Martin Puaschitz © Foto Weinwurm

Keine Schnellsiedekurse, sondern eine fundierte Ausbildung

Es muss aber auch die Ausbildung zu InformatikerInnen forciert und intensiviert werden. Bereits jetzt fehlen österreichweit mehr als 10.000 IT-Fachkräfte, europaweit sollen bis 2020 sogar über eine Million IT-Experten fehlen. Hier muss jetzt und auf allen Bildungsebenen gehandelt werden, sonst droht uns ein wirtschaftlicher Rückfall. Ein Schritt in die richtige Richtung war zuletzt etwa die Erhöhung der Lehrzeit bei IT-Lehrberufen von 3,5 auf 4 Jahren und die Einführung von neuen Lehrberufen wie etwa „Applikationsentwicklung – Coding“. Es braucht nämlich nicht nur Akademiker in der IT, es muss auch die duale Ausbildung gestärkt werden. Dazu bedarf es keiner Schnellsiedekurse von fünf oder zehn Monaten, sondern einen Abschluss, auf den junge Menschen auch stolz sein können, weil sie nur dadurch im nationalen und internationalen Wettbewerb bestehen können.

Eine nationale Lösung für Cloud Computing

Neben der fachlichen Ausbildung bedarf es auch der richtigen technischen Infrastruktur, wie die Glasfaser-Versorgung, Maßnahmen zum Ausbau des 5G-Netzes oder auch der Forcierung heimischer bzw. europäischer Technologien, um die Einhaltung von Datenschutz-Richtlinien zu gewährleisten. So zum Beispiel beim globalen Trend des Cloud Computings, sprich, die Bereitstellung von IT-Infrastruktur über das Internet, welcher in Österreich ein wenig vorüberzugehen scheint. Denn hier herrscht generell unter den Unternehmen in Österreich noch große Skepsis. Diese Vorbehalte muss man nicht nur ernst nehmen, sondern es braucht auch Lösungen. Und die gute Nachricht dabei ist: es gibt diese Lösungen bereits, auch wenn dieser Umstand vielleicht noch immer zu wenig bekannt sein sollte. Vielfach rührt die Skepsis nämlich daher, dass die Unternehmen nicht wollen, dass ihre sensiblen Firmendaten im Ausland gespeichert werden. Darum hat die Wirtschaftskammer Wien vor geraumer Zeit die Initiative „Austrian Cloud“ ins Leben gerufen. Cloud-Anbieter, die ihre Daten in Österreich speichern und bestimmte Sicherheitsanforderungen erfüllen, können durch ein Gütesiegel auf sich aufmerksam machen und interessierte Unternehmen können sich gezielt an diese Anbieter wenden. Auf europäischer Ebene gibt es zudem die European Cloud Initiative.

Freilich nützt der beste und sicherste heimische Cloud-Anbieter wenig, wenn der Zugang zur IT mit Passwörtern wie zum Beispiel „Passwort“ oder „123456“ vor fremden Zugriffen geschützt werden soll. Diese Buchstaben- bzw. Ziffernkombinationen rangieren regelmäßig in den Beliebtheitsskalen ganz oben, was erneut die Notwendigkeit der Bewusstseinsbildung und stärkeren IT-Ausbildung unterstreicht. Eine zufällige Kombination aus Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen wäre die weit bessere Wahl, wobei in Zukunft die Identifikation mittels biometrischer Daten wohl eine weit stärkere Bedeutung bekommen wird als heute. Allein schon deshalb, weil ich mir selbst auch ein wenig schwer tun würde, Passwörter wie zum Beispiel „u7K,;3Rskv1,-tqP0<!3Rsl“ auf Anhieb im Gedächtnis zu behalten.

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Mag. Martin Puaschitz ist IT-Experte und Obmann der Fachgruppe für Unternehmensberatung, Informationstechnologie und Buchhaltung (UBIT) Wien.

 

 

 

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