Kategorie: #DigitalMondayBlog

Das Zusammenleben durch Fernsehen stärken!

Kontrovers wirkt diese Ansage nur auf den ersten Blick.
Warum und wie es gelingen kann, Menschen mit Migrationshintergrund in ihrem Spracherwerbs- und Integrationsprozess zu unterstützen, indem diese fernsehen, möchte ich im aktuellen Monday Blog zum Thema machen.
Insights in eine Innovation aus Österreich.

Philipp Etzlinger © Daniela Stockenhuber

Natürlicher Spracherwerb und Fernsehen

Die skandinavischen Länder gelten als Best-Practice-Beispiel dafür, dass Film und TV die Mehrsprachigkeit der Gesellschaft positiv beeinflussen. Internationale Produktionen werden aus Kostengründen nicht gedubbt, also synchronisiert. Egal, ob aktueller Hollywood-Blockbuster oder Serie – wer sie konsumieren möchte, muss sich bis zu einem gewissen Grad mit der Originalsprache auseinandersetzen. Ist das Hörverständnis in Englisch (noch) nicht so gut, können zum besseren Verstehen interlinguale Untertitel – also schwedische, finnische oder norwegische Untertitel zur Original-Tonspur – mitgelesen werden. Die Konsequenzen sind bemerkenswert: Kinder, die von klein auf regelmäßig englischsprachige Zeichentrickfilme sehen (und hören!), sprechen in vielen Fällen schon im Alter von zehn bis zwölf Jahren Englisch auf B2-Niveau. Sprachenlernen – kinderleicht! Aber warum ist das so?

Jeder kennt es von sich selbst: Etwas, das Spaß macht, geht automatisch leichter von der Hand. Natürlich werden wir nicht alle zu einem David Alaba oder einer Julia Dujmovits, nur weil uns Fußball oder Snowboarden Spaß macht – dazu braucht es außerdem noch eine Menge Talent und Ehrgeiz. Aber wir lernen die Sportarten gut genug, um sie erfolgreich ausüben zu können. Und so wie Fußball und Snowboarden bei vielen positive Emotionen auslösen, passiert dies auch beim Fernsehen. Schon in den 1970ern hat Prof. Dr. Krashen in seinen Studien darauf hingewiesen, dass Freude und Interesse den Lernprozess im Allgemeinen und Fernsehen den Spracherwerb im Besonderen begünstigen. Schließlich möchte man ja verstehen, worum es geht, möchte dem Erzählstrang folgen und in die Geschichte eintauchen können.

Gamification – am C64?!

Ich bin zu der Zeit aufgewachsen, als die ersten Text-Adventure-Games für C64 allesamt nur in englischer Sprache erhältlich waren. Um sie zu spielen, konnte ich nicht umhin, mit dem Wörterbuch vor dem Homecomputer zu sitzen, um jene Wörter, die ich nicht verstand, nachzuschlagen. Wie sonst hätte ich die gestellten Aufgaben lösen sollen?! Ich behaupte, dass Ende der 1980iger Spiele-Hits wie „Maniac Mansion“ oder „Zak McKracken“ der Grund dafür waren, dass sich bei so manchen SchülerInnen in der Gamer-Szene die Englischnoten verbesserten. Durch die ständige Interaktion im Spiel prägten sich die Begriffe ganz Nebenbei ein – DidaktikerInnen würden sagen: Der Wortschatz wurde gefestigt. Dabei wurde man als Lernender auch nicht überfordert. Voilà, Gamification pur!

Anders die Situation beim fremdsprachigen Fernsehen. Sendungen können nicht so ohne weiteres angehalten werden, auf den/die ZuseherIn prasseln laufend neue, unbekannte Wörter ein. Bei Sprachenlernenden stellen sich da schnell einmal Überforderung und Frustration ein – eine natürliche Reaktion!

Gehen wir deswegen gedanklich ein paar Schritte weiter! Nehmen wir diese Fernsehinhalte, statten wir sie mit Untertiteln in der zu lernenden Sprache aus und integrieren außerdem die Möglichkeit einer Echtzeitübersetzung in die jeweilige Herkunftssprache – dazu einen Videoplayer, mit dem wir unsere Sendung beliebig oft anhalten, wiederholen, verlangsamen können. Und wir haben aus unserer Fernsehsendung unseren persönlichen Sprachkurs gemacht.

TV macht Sprache macht Integration!

Mit der app.uugot.it ist es uns gelungen, eine niederschwellige Lösung zu entwickeln, die genau das ermöglicht: Deutschlernen mit authentischen TV-Inhalten und interaktiven Untertiteln.

TV ist ein Spiegel unserer Gesellschaft und fördert nicht nur sprachliches, sondern auch interkulturelles Lernen. Selbst wenn die sprachlichen Mittel noch nicht ausreichen, ZuwandererInnen werden mit uugot.it befähigt, am öffentlichen Diskurs teilzuhaben. Menschen mit Migrations- oder Fluchthintergrund werden in ihrem Integrationsprozess unterstützt, wenn sie (besser) verstehen, welche Themen Österreich bewegen, vor welchen Herausforderungen das Land steht, welche Werte oder Traditionen gepflegt werden oder worüber gelacht wird. Egal, ob Krimi, Dokumentation oder die täglichen (regionalen) Nachrichten, uugot.it hilft, Brücken zu bauen.

© uugot.it/Philipp Etzlinger

© uugot.it/Philipp Etzlinger

Einsatz von Film und Fernsehen im Sprachunterricht

Aufbereitetes Film- und Fernsehmaterial eignet sich aber nicht nur zum Sprachenlernen für Autodidakten, sondern auch bestens für den Unterrichtseinsatz. Das Hör-Seh-Verstehen gilt mittlerweile neben Lesen, Hören, Schreiben und Sprechen als fünfte Fertigkeit im Fremdsprachenlernen. Didaktisierte Fernsehsendungen als zusätzliche Lehrmaterialien bereichern den klassischen Methoden-Mix, bieten mehr Abwechslung im Unterricht und steigern die Motivation der Lernenden. Gemeinsam mit den Universitäten UNRC, UNAM und UFPR in Lateinamerika haben wir deswegen uugot.it sCOOLing entwickelt, das in Österreich u.a. von den Wiener Volkshochschulen, der VHS Linz oder dem bfi OÖ eingesetzt wird.

Die uugot.it-Technologie kann dabei auf jegliches Videomaterial angewendet werden und wird damit auch für Organisationen und Unternehmen interessant, die ihre mehrsprachigen MitarbeiterInnen mit speziell produziertem Content schulen und weiterbilden wollen.
uugot.it kann als Android-App über den Google Play Store heruntergeladen werden. Im Frühjahr 2020 folgt eine eigene iOS Version. Über den Browser kann uugot.it unter app.uugot.it in der Version uugot.it TV kostenfrei genutzt werden.

Für Informationen zur Lernplattform uugot.it sCOOLing und zum Einsatz in Schulen, Bildungsinstitutionen oder Unternehmen nehmen Sie bitte mit uns unter ask_uu@uugot.it Kontakt auf oder besuchen Sie uns beim folgenden Termin in Wien:
20. November 2019, 13.30 – 18.00 Uhr: Neue Medien und Technologien im Unterricht, NMS Informatik, Konstanziagasse 50, 1220 Wien


Philipp Etzlinger, Gründer und CEO bei uugot.it, absolvierte den Studiengang für Finanz-, Steuer- und Rechnungswesen an der FH Wien und war im Anschluss über mehrere Jahre hinweg im Finanzwesen tätig. Der gebürtige Linzer hatte aber immer schon ein Faible für Fremdsprachen. Als nach einem Auslandsaufenthalt die Idee für uugot.it geboren worden war, war klar, dass er dieses Ziel von nun an verfolgen würde.

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