Kategorie: Daten , Digital Days 2020

Meine Daten und meine Stadt

Pitches:
Rudolf Enz, Worldline: Tap 2 Use
Alfred Strauch, Stadt Wien: Kultur-Token

Die Session beginnt mit einer Anekdote: Die Hochquellleitung der Stadt Wien wurde 1873 erbaut und deswegen gibt es jetzt unter anderem in Wien hochwertiges Wasser. Die Infrastruktur für Daten sollte auch mit dieser Langfristigkeit betrachtet werden, läutet Moderator Walter Palmetshofer von Urban Innovation Vienna die Session ein. Eine Umfrage hat ergeben, dass sich 89 Prozent der Menschen wohlfühlen, wenn ihre persönlichen Daten nur von ihnen selbst gespeichert und verwaltet werden, jedoch werden aktuell 77 Prozent der Daten von kommerziellen Firmen gespeichert. Umso wichtiger ist es für eine Smart City, ihre Bewohnerinnen und Bewohner miteinzubeziehen. Ein Projekt der Stadt Wien in diesem Bereich ist die „Sag´s Wien“-App, die Anliegen der Bevölkerung dokumentiert und bearbeitet. Bei der Diskussion um Daten gehe es darum, sich das ganze Datenspektrum anzusehen, mein Brigitte Lutz von der Stadt Wien – von den offenen Daten bis zur Klassifizierung der vertraulichen Daten. Ein Forschungsprojekt in diesem Bereich beschäftige sich aktuell mit der Datensynthetisierung, bei der personenbezogene Daten so verändert werden, dass viele Merkmale übrig bleiben, aber keine Rückschlüsse auf die Personen gezogen werden können.

Jana Lasser vom Complexity Science Hub Vienna spricht über die Wichtigkeit von Daten in der Wissenschaft, auch in Bezug auf die COVID-19-Situation. Regional aufgeschlüsselte Daten über Corona-Infektionen ermögliche nämlich tagesaktuelle Prognosen, welche wiederum die Regierung und Expertinnen und Experten unterstützt, Entscheidungen zu treffen. Oft gäbe es Daten wie diese, stünden der Wissenschaft aber nicht zur Verfügung. „Daten fallen zwar automatisch überall an, sind aber dadurch noch lange nicht nutzbar, schon gar nicht für die Wissenschaft“, sagt Lasser. Vielmehr müsse man Datenzugriff verstehen wie Basisinfrastruktur, wie Straßen. Denn Daten müssten gepflegt werden, es müsse Verantwortlichkeiten geben und es müsse klar sein, wie diese Daten genutzt werden dürfen. „Immer wenn man etwas messen kann, kann man daran arbeiten“, ergänzt Maria Zesch von Magenta Telekom und knüpft an ihre Vorrednerin an. Wenn man also seinen CO2-Ausstoß reduzieren möchte, müsse man wissen, wo dieser überhaupt anfalle. Dies funktioniere beispielsweise mit Sensoren, die Fakten und somit Transparenz schaffen – das sei auch wichtig in einer Smart City. Markus Schaffhauser von Atos betont, dass wir einerseits vor der Herausforderung stehen, eine Vielzahl an technischen Möglichkeiten zur Datengenerierung zu haben, andererseits aber auch eine Vielzahl an Daten zu haben, die häufig in unterschiedlichen Systemen liegen. „Wir haben zunehmend Datensilos, die uns in dieser Auswertung und Nutzbarmachung der Daten hindern“, sagt Schaffhauser und verweist darauf, dass es dieses Problem zu bewältigen gelte. Stefan Kaufmann von der Stadt Ulm ergänzt, dass die Verknüpfung der Zivilgesellschaft mit der Verwaltung essenziell und hier die Dateninfrastrukur vonnöten sei. Er führt an, dass Daten nicht das neue Öl, sondern vielmehr das neue Grundwasser seien – auf das es ein Grundrecht geben sollte. „Es ist fatal, wenn wir metaphorische Schwimmbäder bauen mit Big Data und Data Lakes und hinterher kommt raus, dass die Daten händisch mit dem Eimer reingetragen werden müssen“, sagt Kaufmann. Vielmehr müssten wir eine robuste Infrastruktur bereitstellen, damit wir unsere Versprechen auch einhalten können.

Für die Zukunft schlägt Elmar Jilka von der GENOA Group & ICT Austria vor, eine Fehlerkultur aufzubauen, offen über Datennutzung zu diskutieren und einen gemeinsamen Weg von Politik, Wirtschaft und Stadt als wichtiges Impulszentrum zu finden. „Ich freue mich darauf, wenn wir digitaler werden“, sagt er. Rudolf Enz von Worldline setzt in seinem Unternehmen auch zukünftig auf sehr niederschwellige Systeme, die sehr einfach zu bedienen sind, vor allem im Mobilitätssektor. Die Vision von Brigitte Lutz für Wien in 2035 ist, dass die hohe Schule der Data Excellence erreicht, der digitale Zwilling erstellt ist und die Menschen fähig sind, die Daten intelligent zu nutzen.