Kategorie: #DigitalMondayBlog

Erfolg im digitalen Wandel

Erfolg bringt Ansehen im Außen, Glück im Innen, und wenn alles passt ist wirtschaftlicher Profit die Folge. Das gilt umso mehr für die Arbeitswelt im digitalen Wandel, die wesentlich komplexer ist und sich auch noch viel schneller verändert. Da ist ein riesiger Widerspruch mittendrin: mehr Technik macht es nicht besser, mehr Mensch-sein schon.

Welche Knackpunkte hat ein Arbeitstag, und warum braucht es diese Punkte, um erfolgreich im digitalen Wandel zu sein?

  • Ich kann mich auf meine Arbeit konzentrieren, es ist spannend. Die Schnittpunkte zu den anderen Menschen in meinem und in anderen Teams sind klar umrissen. Ich spüre, dass mein Beitrag zum großen Ganzen einen Sinn macht.
  • Mein Arbeitsplatz fühlt sich angenehm an. Die Menschen sind verlässlich, offen und freundlich. Meine Kolleg*innen und ich komme gerne in die Arbeit.
  • Bürokratie und Formerfordernisse sind auf ein Minimum reduziert oder sind so integriert gestaltet, dass ich bekannte Stammdaten und Informationen nicht immer wieder von vorne bekanntgeben muss. Ich kann den Mehrwert erkennen und wirksam werden.
  • Entscheidungen sind transparent, sinnvoll, nachvollziehbar und klar. Dumme Entscheidungen sind solche, die im stillen Kämmerlein getroffen werden.
  • Ich kann am Abend entspannt nach Hause gehen, meine Liebsten in die Arme nehmen und mich ruhigen Gewissens noch in den Spiegel schauen.

Erfolg bringt Ansehen im Außen, Glück im Innen, und wenn alles passt ist wirtschaftlicher Profit die Folge. Das gilt umso mehr für die Arbeitswelt im digitalen Wandel, die wesentlich komplexer ist und sich auch noch viel schneller verändert. Da ist ein riesiger Widerspruch mittendrin: mehr Technik macht es nicht besser, mehr Mensch-sein schon.

Mehr Mensch-sein

Gerald Hüther ist einer der führenden und gleichzeitig populärsten Neurowissenschaftler. Gebetsmühlenartig wiederholt er zwei menschliche Grundbedürfnisse: Verbundenheit und Gestaltungsspielraum, die sich in der eigenen Autonomie und unserem Grad der Freiheit zeigen. Autonomie und Freiheit für jeden einzelnen, die Menschen im Mittelpunkt? Geht das überhaupt bei unserem hohen Grad an Technisierung? Sind Menschen überhaupt in der Lage, eigenständig sinnvolle Dinge im Rahmen des großen Ganzen zu tun?

Dabei hilft es im digitalen Zeitalter eben nicht, wenn wir als kleines Rädchen einer Maschine in einem hierarchischen Command-and-Control Netzwerk funktionieren, denn die wirklichen Fragestellungen zeichnen sich durch einen hohen Grad an Komplexität, Veränderbarkeit und Neuartigkeit aus. Faktisches Wissen ist dabei wichtig, die geballte Weisheit samt Lebenserfahrungen eines harmonisch zusammenwirkenden Teams, das aus Fehlern lernen darf, ist aber die eigentliche Grundlage für Erfolg.

Die blaue oder die rote Pille?

Wie schaffen Unternehmen und deren Arbeitswelt diesen Spagat? Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser! Ein veralteter Glaubenssatz, denn Kontrolle ist kein Mechanismus, um komplexe Situationen zu meistern. Wir stehen wie Neo in der Matrix vor der Entscheidung, ob wir die rote Pille schlucken sollen, Augen zu und ab ins Kaninchenloch, obwohl oder gerade weil wir nicht wissen, was auf uns zukommt.

Die Wirkung der roten Pille in der täglichen Arbeit

Unter welchen Rahmenbedingungen kann diese Arbeit gelingen?

Wenn Du im digitalen Zeitalter etwas bauen willst, dann trommle die Frauen und Männer nicht zusammen, um die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach Glück und Freiheit. [1]

  • Das große Ganze „radikal“ (also bis in den Kern) transparent machen. Menschen in Führungspositionen entscheiden nicht nachvollziehbar und oft eigennützig, was Frust erzeugt. Klarheit in der Richtung und Vision sind enorme Hebel in einer komplexen digitalen Welt.
  • Weg von hierarchischen Befehlsstrukturen, hin zu vertrauensvollen Ermöglicher*innen, die Menschen unterstützen. Das mittlere Management braucht keine Angst zu haben, muss sich aber in eine neue Rolle versetzen, nämlich dass die Menschen ihre Kern-Arbeit (z.B. SW-Entwicklung) ohne Hindernisse ausführen können.
  • Reduktion der Bürokratie durch effektivere und integrierte Hilfstools. Es gibt zu viele Management-Inseln mit ihren eigenen proprietären und abgehobenen Werkzeugen: Montags kommt der CISO, Dienstags kommt der Architekt, Mittwochs kommt die Datenschützer*in, und alle wollen eigentlich ähnliche Informationen.
  • Integration der Informationen im Kontext des Großen Ganzen. Die Bürokratie zwingt uns dazu, Formulare auszufüllen, deren Mehrwert kaum ersichtlich ist, und deren Aggregation in Management-taugliche Informationen daher von zweifelhaftem Wert sind. Loose-Loose. Management-taugliche Informationen fallen in jedem Fall an, man muss sie nur zu nutzen wissen, sie sofort automatisiert integrieren und eine aggregierte Sicht bringen … und sich auf die wesentlichen Informationen beschränken.
  • Unterstützung kleiner Gruppen. In jedem Unternehmen gibt es kleine Kraftwerke, Grüppchen von extrem motivierten Pionier*innen, z.B. die Plattform-Architekt*innen der private Cloud Initiativen. Wenn man diese kleinen Kraftwerke fördert und als Standard-Lösung verkaufen kann, hat man enorme Skaleneffekte auf Basis einheitlicher Basis-Funktionen!
  • Entscheidungen fällen, wo sie anfallen. Von Bürokratie befreite Entwickler*innen brauchen Entscheidungsfreiheit für ihre eigene Wirksamkeit. Digitale Entwicklungen entstehen oft im Laufe der Arbeit als Micro-Services. Da braucht man schnell eine kleine externe Library für zusätzliche 5$ im Monat. Warten auf die nächste Budgetentscheidung ist der Tod der (Schein-)Agilität.

Um diesen Spagat aus zeitgemäßer Nutzung von Cutting-Edge Technologien im digitalen Wandel Realität werden zu lassen, braucht es ein starkes Bewusstsein von Mensch und eine ebenso bewusste Unternehmenskultur. Algorithmen und künstlich Intelligenz funktionieren im kreativen Prozess nicht.

Erfolgversprechende Impulse: Share & Grow!

How am I creating a thriving workplace for my employees today? [2]

Partizipation, die eigene Wirksamkeit und Transparenz kristallisieren sich als erfolgversprechend heraus. Hier einige Möglichkeiten:

  • Working out Loud [3]: mehrere Menschen haben ein gemeinsames Ziel und treffen sich selbstorganisiert auf Augenhöhe; im Rahmen eines vordefinierten 12 Wochen Programms wird dieses Ziel gemeinsam erarbeitet. Automatisch lernt man sich besser kennen und schätzen, Vernetzung ist ein erwünschter Nebeneffekt.
  • Kollegiale Beratung [4]: ganz ähnlich jedoch offener funktioniert diese Methode. Menschen mit ähnlichen Interessen und einem gemeinsamen Problem suchen gemeinsam eine Lösung. Ein generisches Vorgehensmodell hilft.
  • Redestab [5]: ursprünglich aus der indigenen Kultur kommend ist diese Methode gut geeignet, um starke Konflikte oder Interessensunterschiede achtsam zu behandeln. Die Person, die den Redestab hält, hat für einen definierten Zeitraum Zeit, die eigene Sicht darzustellen. Im Idealfall wird ohne Bewertung „gelauscht“. Es ist möglich, den Effekt zu verstärken und die Aussagen der Vorredner*in in den eigenen Worten nochmal zu wiederholen.
  • Advice Prozess [6]: Ziel ist – im Gegensatz zum Konsens, oft dem geringsten Übel – eine Entscheidung in einem partizipativem Prozess gemeinsam zu finden.
  • Postkarte an die Zukunft (Vision Board [7]): was Oprah Winfrey erfolgreich einsetzt, können wir auch. Meist ist den einzelnen das Große Ganze, die Vision nicht klar. Die Postkarte an die Zukunft ist eine wie auch immer gestaltete Collage der Ziele in der Zukunft mit starkem visuellen Charakter.

Erfolg durch das Spüren der eigenen Wirksamkeit

Die gute Nachricht: es war niemals wahrscheinlicher und einfacher, dass wir das schaffen. Wir können es üben und müssen es wollen! Auch nachzulesen bei Frederic Laloux’s „Reinventing Organizations“ [8] und darüber hinaus zu sehen in Bodo Janssen’s „Stille Revolution“ [9].

Einfach anfangen, Möglichkeiten gibt’s genug! Übungen im kleinen lokalen Kreis für aufgeschlossene Selbstwirksamkeits-Junkies: „Wienerwald Achtsamkeit“ [10], um das Erlebnis der eigenen Wirksamkeit zu fördern.

Viel Erfolg, Verbundenheit und Gestaltungsspielraum!

Share & Grow!


2021 0728 Hannes Profilbild Mit Frieda

Hannes Lischka

Hannes Lischka berät große Unternehmen auf ihrer digitalen Transformationsreise. Sein Motto Share & Grow ist etwas untypisch, denn es stellt den Faktor Mensch in den Mittelpunkt. Mehr auf shareandgrow.at

 

 

 

 

 


[1] Frei nach Antoine de Saint-Exupéry
[2] Siehe https://www.siyglobal.com/event/toxic-to-thriving-jan23/
[3] Siehe https://www.impulse.de/management/selbstmanagement-erfolg/working-out-loud/7605836.html
[4] Siehe https://didaktikblog.uni-hohenheim.de/2015/06/kollegiale-beratung/
[5] Siehe https://lebe-lerne-wachse.de/talking-stick-besser-kommunizieren-mit-dem-redestab/
[6] Siehe https://newworkglossar.de/wie-funktioniert-der-advice-prozess/
[7] Siehe https://en.wikipedia.org/wiki/Dream_board/
[8] Siehe https://www.reinventingorganizations.com/
[9] Siehe https://www.die-stille-revolution.de/
[10] Siehe https://www.shareandgrow.at/wienerwald-achtsamkeit/, aktuelle Infos über den Newsletter!

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