Digitale Medizin und lebenslange Gesundheit

Moderation: Siegfried Meryn, DigitalCity.Wien

Gesundheitsstadtrat Peter Hacker richtet sich in einer Videobotschaft an das Online-Publikum und spricht davon, dass Digitalisierung und Gesundheit zwei Themen sind, die unbedingt zusammengehören – allerdings nicht um jeden Preis. „Wenn wir genauer hinsehen, bildet die Digitalisierung auch im Gesundheitsbereich großartige, teils ungeahnte Chancen und Möglichkeiten“, sagt Hacker. Marco Richardson von Inclusify/ACP knüpft daran in der Paneldiskussion an und meint, dass Innovation im digitalen Healthcare-Bereich nicht alles ausmache, was selbstbestimmtes Leben ausmache. Viele der Technologien in der realen Welt würden ursprünglich aus dem Bereich der digitalen Gesundheit stammen, etwa von Use Cases in Krankenhäusern.

„Der selbstbestimmte Patient im Kontext mit digitalen Devices und ausgestattet mit Wearables und immer Herr seines Gesundheitsprozesses – das ist schon noch eine Illusion meiner Meinung nach“, sagt Benedikt Aichinger von X-Tention/ICT Austria und sieht somit noch einen großen Aufholbedarf, wenn es darum geht, Prozesse zu optimieren. Außerdem haben nicht alle Menschen ein Smartphone – sei es wegen des sozialen Status oder des Alters. Wie kann man da entgegensteuern? Christian Hennefeind vom Fonds Soziales Wien berichtet vom niederschwelligen Zugang, etwa in Obdachloseneinrichtungen, die der FSW mit WLAN und PCs ausstattet sowie Kurse und Anleitungen im Umgang mit sozialen Medien anbietet. Auch in Einrichtungen für ältere Menschen gehe es um die Bedürfnisabdeckung durch Tablets – etwa zur Erinnerungsarbeit bei Demenzkranken. „Wir merken, dass unsere Zielgruppe das annimmt, das sind ganz einfache, banale Dinge, mit denen ich beginnen muss, bevor ich mit ELGA bei diesen Zielgruppen beginne“, sagt Hennefeind. Hier knüpft auch WAALTeR an, ein Forschungsprojekt der Stadt Wien, das durch Technologien und Endgeräte wie Tablet und Smartwatch zur Steigerung der Lebensqualität von älteren Menschen führen soll – etwa durch Aufrechterhaltung von sozialen Kontakten sowie in den Bereichen Sicherheit (z. B. Sturzerkennung) und Gesundheit (Übertragung Blutdruck- und Blutzuckerdaten). „Wir sind großteils auf Begeisterung gestoßen, weil wir den Seniorinnen und Senioren nicht nur die Geräte gegeben haben und gesagt haben: Friss oder stirb. Sondern weil wir einen unglaublichen Aufwand betrieben haben in mehr als hundert Veranstaltungen und uns mit den Kundinnen zusammengesetzt haben“, sagt Julia Sauskojus von Urban Innovation Vienna. Sie betont, dass der Ansatz der Servicierung zählt, weil das Gerät alleine nichts wert sei. Alexander Eder vom Roten Kreuz Wien, der ebenso Teil des WAALTer-Projektes war, ergänzt, dass Anwendungen so einfach wie möglich gestaltet sein müssen, weil die Herausforderung darin liege, dass in der Zielgruppe noch keine Digital Natives vorhanden seien. „Wenn wir den Patienten tatsächlich in den Mittelpunkt stellen, dann brauchen wir nicht nur einen digitalfähigen Patienten, sondern jemanden wie das Rote Kreuz oder Fonds Soziales Wien, die ihn an die Hand nehmen und durch dieses System geleiten“, ergänzt Benedikt Aichinger und verweist auf einen großen Aufholbedarf in diesem Themenfeld.

Keynotes und Vorträge von

  • Michael Binder, Wiener Gesundheitsverbund: Tele-Medizin nach Corona quo vadis
  • Wolfgang Kaps, Sanofi / FOPI: COVID-19: Steigerung von Effizienz in der Pharmaindustrie. Digitaler Turbo-Boost oder Gefahr für Fehleranfälligkeit?
  • Konstantin Krychtiuk, MedUni Wien und Barbara Wimmer, futurezone.at: Social Media und die Rolle in der Corona-Krise
  • Robert Trappl, OFAI: Was müssen soziale Maschinen können?
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© Philipp Viehtauer/VerVieVas