Ohne Pädagog*innen geht das Licht aus
Wem nutzen digitale Bilderbücher? Wer wagt Experimente im Kindergarten? Warum hält sich das Stereotyp mit den geschlechtsspezifischen Unterschieden in der Mathematik so hartnäckig? Diese und andere hochinteressante Abschlussarbeiten von insgesamt 16 frisch ausgebildeten Kindergarten- und Volksschulpädagog*innen wurden am 28.9.2023 von der Wirtschaftsagentur Wien mit dem futureEDUCATION Award 2023 ausgezeichnet.
futureEDUCATION Award für hervorragende Abschlussarbeiten im MINT-Bereich
Pädagog*innen müssen so viel leisten – Lernprozesse anregen, im Konfliktfall vermitteln, Administrationsberge bewältigen. Wozu also auch noch ein verstärktes Augenmerk auf MINT setzen? Das Ausspielen einzelner Kompetenzen gegeneinander ist dabei wenig zielführend. Vielmehr geht es darum, dass Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) Kindern eine selbstwirksame, aktive und informierte Teilhabe an unserer Welt ermöglichen können. Dies gelingt nämlich dann gut, wenn sie in ihrer Bildungslaufbahn bereits oft die Erfahrung gemacht haben, sich in ein Thema ihrer Wahl vertiefen zu können, die Grundgesetze der Erde zu begreifen oder ein Experiment nach einigen Anläufen tatsächlich zu schaffen. Zu scheitern und es noch einmal zu probieren.
Digitale Bilderbücher
So weisen die beiden Elementarpädagoginnen Julia Heise und Manuela Fibi in ihrer Diplomarbeit darauf hin, dass Medienerziehung nicht nur zu Hause, sondern auch im Kindergarten wichtiger denn je ist. Es braucht nicht nur den Einsatz der Eltern, sondern auch der Pädagog*innen, damit ein Kind medienkompetent wird. Ziel ist, dass ein medienkompetentes Kind die Grenzen und Risken von Medien kennt und auch digitale Medien bewusst für seine Bedürfnisse nutzt. Die beiden Elementarpädagoginnen rücken dabei das Medium „Bilderbuch“ in den Vordergrund und erhoffen sich vom „digitalen Bilderbuch“, auch Eltern zu adressieren, denen traditionelle Bücher fern sind. Sie zitieren die Sprach- und Lernforscherin Viviane Lohe: „Solange das Medium sinnvoll genutzt wird und nicht nur um des Mediums willens, kann es durchaus motivierender sein als das traditionelle (Print-)Medium und es kann gleichzeitig zu einem gleichberechtigten Kompetenzzuwachs kommen.“
Experimente im Kindergarten wagen
Der Wiener Elementarpädagoge Marcus Winter hat untersucht, woran es liegt, dass manche Pädagog*innen im Kindergarten experimentieren und andere nicht. Dabei liegen die Vorteile von Experimenten auf der Hand: Die Kinder entdecken spielerisch die Grundgesetze der Erde, trainieren ihre Resilienz und erwerben zusätzliche Sprachkompetenz. Im Bildungsplan der Stadt Wien werden unter dem Prinzip „Ganzheitlichkeit“ explizit Lernformen empfohlen, die Experimentieren zulassen und zu selbstgesteuertem Lernen auffordern. Marcus Winter beschreibt als Erfolgsbeispiel eine Kooperation eines Kindergartens mit einer HTL, die 1:1-Lernsitutationen mit Kindergartenkind und HTL-Schüler*in ermöglicht. Er kommt zu dem Schluss, dass für Experimentieren vor allem der Spaß von Pädagog*innen selbst wichtig ist und die Möglichkeit, Experimente in einer Kleingruppe machen zu können. Wichtiger als Vorwissen werden Weiterbildungsmöglichkeiten und „Mut zum Scheitern“ gesehen.
futureEDUCATION Award 2023 – Videos der preisgekrönten Arbeiten:
Der futureEDUCATION Award wird seit 2022 von der Wirtschaftsagentur Wien vergeben. Partner des Preises sind die Arbeiterkammer Wien, Austrian Standards, die Wirtschaftskammer Wien, ÖBB Infrastruktur und der Flughafen Wien. Neben diesem Preis setzt die Wirtschaftsagentur seit über 15 Jahren Aktivitäten wie Das Wiener Forschungsfest oder Familien- und Schulworkshops, um Kinder und Jugendliche für Forschung, Innovation und Berufe in diesem Bereich zu begeistern. Mehr dazu hier >>
Blogreihe „Digitale Kompetenzen – Wiener Best Practices“
Der futureEDUCATION Award der Wirtschaftsagentur Wien ist eine von vielen Initiativen der DigitalCity.Wien-Blogreihe „Digitale Kompetenzen – Wiener Best Practices“. Die Best Practices zeigen, welche Maßnahmen Wiener Organisationen und Institutionen schon heute ergreifen, um unterschiedlichen Zielgruppen einen einfachen Zugang und Erwerb von digitalem Wissen zu ermöglichen.
Zur DigitalCity.Wien-Blogreihe “Digitale Kompetenzen – Wiener Best Practices” »
Kristina Wrohlich ist in der Wirtschaftsagentur Wien dafür verantwortlich, Kinder und Jugendliche für Forschung, Technologie und Innovation zu begeistern. Dafür entwickelt sie Workshops, Familienprogramme und verantwortet Veranstaltungen wie Das Wiener Forschungsfest.
Galerie
© David Bohmann