Sicher unterwegs im Internet – was müssen Unternehmen, Kinder und Jugendliche beachten?
Die Digitalisierung hat die Regeln der Wirtschaft und viele Mechanismen unserer Gesellschaft in einem beeindruckenden Tempo verändert und eröffnet ein riesiges Potenzial für neue Anwendungen, Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsströme. Eine Welt ohne digitale Infrastrukturen ist in Hinblick auf die Wirtschaft, unser gesellschaftliches Leben und die staatliche Administration bereits undenkbar geworden. Doch wie kann man sicherstellen, dass digitale Anwendungen und Technologien auch sicher genutzt werden können? Und wie kann man sich vor Fake News und Hate Speech schützen? Die wichtigsten Tipps rund um Datenschutz und Privatsphäre hat unser Partner AIT Austrian Institute of Technology in diesem Blogbeitrag zusammengefasst.
Welche Sicherheitsmaßnahmen müssen Unternehmen, KMUs und kleine IT-Betriebe treffen?
- Achte auf regelmäßige Schulungen der Mitarbeiter*innen in den Bereichen Privacy und Data Security, denn 82% der Datenschutzverletzungen werden durch Fehler der Mitarbeitenden verursacht. Mitarbeiter*innen sollten daher in regelmäßigen Abständen geschult werden, Phishing Angriffe zu erkennen, sichere Passwörter zu verwenden und die Vertrauenswürdigkeit von Websites und Applikationen zu bewerten.
- Sorge für eine regelmäßige und rasche Installation von Software-Updates und achte darauf, dass Applikationen aktuell sind, um Sicherheitslücken zu schließen und die Wahrscheinlichkeit eines Hack-Angriffs zu senken.
- Führe regelmäßige Datensicherungen durch. Ein tägliches Backup beugt großen finanziellen Schäden vor. Zumindest wöchentlich sollten die Daten auch auf einem externen „Offline“-Medium gespeichert werden, z.B. einer externen USB-Festplatte oder einem Bandlaufwerk. Es wird empfohlen, ein Backup-Medium einzusetzen, das vor Ransomware schützt, sodass die Schadsoftware nicht Zugriff auf das System bekommt und es sperren oder verschlüsseln kann.
- Nutze die Zwei- oder auch Multi-Faktor-Authentifizierung: Damit wird üblicherweise ein Zugangscode an ein Smartphone geschickt, oder es wird die Freigabe durch eine App auf dem Smartphone angefordert. Durch die Aktivierung dieser zusätzlichen Sicherheitsmaßnahme werden Angriffe auf Online-Dienste deutlich erschwert.
Welche Empfehlungen und Tipps gibt es zum Schutz von Kindern und Jugendlichen?
- Poste keine Bilder mit eindeutig identifizierbaren Ortsangaben im Hintergrund, die eine genaue Lokalisierung deiner Familie zulassen.
- Phishing passiert nicht nur via E-Mail, sondern auch immer häufiger über Social Media: Erkläre Kindern und Jugendlichen, dass sie keine Links anklicken sollen, die ihnen über Social Media oder Messenger-Diensten wie Whatsapp gesendet werden. Darüber hinaus sollten starke Passwörter eingesetzt werden, um Hackern den Zugriff zu Konten zu erschweren.
- Vorsicht bei der Standortfreigabe: Bestimmte Social-Media-Apps können jedem auf einer Karte anzeigen, wo man sich gerade befindet. Eine einfache Möglichkeit, Kinder und Jugendliche zu schützen, besteht darin, diese Funktion in allen Apps zu deaktivieren.
- Achte auf eine Trennung von Heim- und Schulgeräten: Damit kannst du das Risiko reduzieren, dass schulbezogene Anwendungen, die du nicht auf Sicherheit überprüfen kannst, Zugriff auf dein Heim- und Arbeitsnetzwerk bekommen könnten.
- Kinder und Jugendliche sollten darauf achten, ihre Webcam abzudecken, sofern diese gerade nicht benutzt wird und dass keine persönlichen Daten im Blickfeld der Kamera sind.
- Viele Websites und Anwendungen ermöglichen eine Kindersicherung. Nutze diese Funktion, um Inhalte in Textnachrichten, Anruflisten, Suchmaschinen und sozialen Medien mehr im Auge zu behalten.
Hate Speech – was muss man beachten, wenn man Opfer einer „Hassrede“ geworden ist?
„Hate Speech“ bedeutet, dass Personen im digitalen Raum aufgrund von charakteristischen Merkmalen beleidigt und bedroht werden. Dazu gehören vor allem Sexismus und Rassismus. Achtung: Das Ausmaß von Hate Speech hat in den letzten Jahren vor allem in den sozialen Netzwerken rasant zugenommen und wird durch Algorithmen und Filter-Bubbles zusätzlich verstärkt. Sollte ein Fall von Hate Speech bekannt werden, sollte dieser bei dem jeweiligen Social Media Portal gemeldet werden. Wichtig ist, sich nicht provozieren zu lassen und Ruhe zu bewahren, damit die Attacken nicht intensiver werden.
Fake News – wie erkennt man Falschnachrichten und welche Gefahren sind damit verbunden?
Die Verbreitung von Fake News ist eine ernste Bedrohung: Falschinformationen beeinflussen Entscheidungen, führen zu Verunsicherung, zum Aufbau von Unzufriedenheit in der Öffentlichkeit und zur Destabilisierung von Gesellschaft und Demokratie. Vor allem in Krisenzeiten wie der Covid-19-Pandemie hat sich gezeigt, wie weitreichend die Negativkonsequenzen von Desinformation sein können. Mit diesen Maßnahmen kannst du Fake News aufdecken:
- Online-Informationen und Artikel kritisch hinterfragen: Teile nicht sofort jeden Artikel, sondern überprüfe zuerst Quelle. Schau dir dafür die Website oder den Social Media Account an, von dem die Informationen stammen: Handelt es sich dabei um eine glaubwürdige Quelle oder ist diese Quelle möglicherweise schon für die Verbreitung von Falschinformationen bekannt? Kennst du die URL oder sieht diese nur ähnlich aus, wie die eines Medienunternehmens? Achtung: Fake News Artikel können auch nur zum Teil falsche Informationen beinhalten, weshalb es auch so schwierig ist, diese selbst zu erkennen. Wenn du auf eine Nachricht stößt, die falsch sein könnte, lohnt es sich, mehrere seriöse Quellen zu überprüfen, um zu sehen, ob diese über die gleiche Geschichte berichten. Fehlende Angaben zu Autor*innen, Quellen oder dem Veröffentlichkeitsdatum, reißerische Schlagzeilen (Clickbaits) und viele Rechtschreib- und Grammatikfehler können ebenfalls Indizien für Fake News sein
- Nutze Fakt-Checking Websites, um zu überprüfen, ob es sich bei einer Meldung um Fake News oder eine wahre Information handelt. Über diese Websites kannst du Kontakt zu Expert*innen bzw. Journalist*innen herstellen, die die Informationen für dich überprüfe
- Auch Fotos solltest du kritisch hinterfragen: Profilbilder können beispielsweise beliebig verändert und heute sogar komplett künstlich erstellt werden. Achtung: Auf Social Media werden dir durch Algorithmen verstärkt Inhalte ausgespielt, die du gerne siehst – versuche daher, Informationen auch bewusst außerhalb deiner Filter-Bubble einzuholen.
Über unseren Tipp-Geber:
Helmut Leopold leitet am AIT Austrian Institute of Technology das Center Digital Safety and Security und verantwortet dabei unter anderen Forschungsschwerpunkte im Bereich der Digitalisierung wie IT-Sicherheit, künstliche Intelligenz und Quantentechnologien.
Das AIT Austrian Institute of Technology ist Österreichs größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung und ein hochspezialisierter Forschungs- und Entwicklungspartner für die Industrie. Das AIT verwirklicht Innovationen für die nächste Generation von Infrastrukturtechnologien in den Bereichen Energy, Low-Emission Transport, Health & Bioresources, Digital Safety & Security, Vision, Automation & Control und Technology Experience. Im Center for Digital Safety & Security des AIT wird außerdem an Schlüsseltechnologien der Digitalisierung und modernsten Informations- und Kommunikationstechnologien gearbeitet.
Weiterführende Infos findest du auf der Website oder dem LinkedIn Kanal des AIT Austrian Institute of Technology.