Gefangen im Netz – Über Mobbing, Diskriminierung und andere Schattenseiten der Digitalisierung
Die Digitalisierung dient dazu, das Leben der Menschen durch den Einsatz von digitalen Technologien zu verbessern. Doch was kann man dagegen tun, wenn die Digitalisierung für negative Zwecke genutzt wird – beispielsweise um Cyber Mobbing zu betreiben, Personen auszugrenzen oder diese zu täuschen?
Über Cyber-Mobbing
Ein stark verbreitetes Phänomen ist das Cyber Mobbing, also das Bloßstellen, Ausgrenzen oder Belästigen im virtuellen Raum. Es handelt sich dabei um eine sehr spezielle Form von Gewalt mit langanhaltenden negativen Folgen. Im Falle des Cyber-Mobbings fühlen sich die Opfer im digitalen Raum gefangen und können sich den Attacken nur schwer widersetzen, denn die Täter*innen sind in der Regel anonym und somit „unsichtbar“.
Cyber-Mobbing kann rund um die Uhr erfolgen und ein großes Publikum erreichen. Die Attacken finden über die unterschiedlichsten Kommunikationskanäle statt, beispielsweise über WhatsApp, SMS, Emails, Social Media, Websites, Blogs und Foren. Erschwerend kommt dazu, dass sogenannte Echo-Kammern die negativen Aussagen verstärken können. Das bedeutet, dass sich aufgrund der Algorithmen immer mehr Gleichgesinnte zusammenfinden, die im Internet ihre Ansichten teilen. Handelt es sich dabei um eine Gruppe, die zusammen Cyber-Mobbing betreibt, wird die gleiche Gesinnung noch problematischer. Die Anfeindungen können sich in diesen Echo-Kammern rasend schnell verbreiten und lassen sich nur schwer kontrollieren. Auch Inhalte, die längst vergessen wurden, können immer wieder an die Oberfläche dringen und die Opfer auch über Jahre hinweg begleiten und verletzen.
Cyber-Mobbing kann zu körperlichen und psychischen Beschwerden führen
Kinder und Jugendliche leiden besonders unter den Mobbing-Attacken im Internet und haben als Folge oft mit Schlafstörungen, Kopf- oder Bauchschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten, Depressionen oder Angststörungen zu kämpfen. Bei manchen Personen führen die Attacken auch zum sozialen Rückzug und im schlimmsten Fall zu Selbstmordgedanken oder Suizid.
So kannst du dich vor Cyber-Mobbing schützen:
- Cyber-Mobbing ist strafbar und kann für die Täter*innen rechtliche Folgen haben! Es ist nicht erlaubt, Fotos von dir ins Internet zu stellen, die dich bloßstellen (siehe: „Recht am eigenen Bild“). Außerdem darf dich niemand vor anderen verspotten oder beleidigen.
- Wehre dich gegen das Mobbing, indem du Betreiber*innen von Websites und Social Media Kanälen informierst, auf denen du belästigt wirst. Vorfälle, die illegal sein könnten, solltest du den Behörden melden.
- Sichere Beweise und erstelle bzw. oder Screenshots von Nachrichten, Bildern oder Chats, in den du ausgegrenzt oder belästigt wirst. Damit ist das Mobbing nachweisbar und die Täter*innen können leichter ausfindig gemacht werden.
- In den meisten Sozialen Netzwerken, Foren und Messenger-Diensten können unerwünschte Personen gesperrt werden. Nutze dieses Angebot und blockiere Menschen, die dich bloßstellen oder ändere deine Handynummer, wenn du mit Anrufen oder Nachrichten belästigt wirst.
- Reagiere nicht auf Nachrichten, die dich beleidigen oder bloßstellen. Die Täter*innen zielen in der Regel darauf ab, eine Reaktion hervorzurufen. Das kann das dazu führen, dass sich das Mobbing sogar noch verschlimmert.
- Sprich mit einer Vertrauensperson über deine Sorgen und Ängste (Eltern, Geschwister, Lehrer*innen,…) oder hole dir Beratung und Unterstützung bei einer Beratungsstelle wie der Cybercrime Helpline der Stadt Wien: Die Helpline ist werktags von 7.30 bis 17 Uhr unter +43 1 4000-4006 erreichbar. Die Nutzung ist kostenlos, vertraulich und anonym.
Betrug und Täuschungen richten sich auch häufig gegen ältere Menschen
Eine Zielgruppe, die besonders vielen Risiken im Internet ausgesetzt ist, sind die Senior*innen: Immer mehr ältere Menschen nutzen das Internet zur Vernetzung mit Angehörigen oder Bekannten, für Unterhaltungszwecke oder zur Erleichterung des Alltags. Das fehlende Wissen rund um Cyber Security führt jedoch dazu, dass ältere Menschen ein leichtes Ziel für Betrug und andere Formen der Cyberkriminalität werden. Egal ob gefälschte Thermen-Gewinnspiele, Fake-Anrufe von Amazon oder falsche SMS vom Finanzamt – es wird immer herausfordernder, kriminelle Aktivitäten im Internet zu erkennen.
Wie kann man ältere Menschen vor Betrug im Internet schützen?
Der wohl wichtigste Tipp ist die Aufklärung durch Angehörige und Bekannte:
- Sprich mit älteren Menschen gezielt über aktuelle Betrugsfälle und übliche Tricks/Maschen von Cyberkriminellen, um ihr Bewusstsein für verdächtige Aktivitäten zu schärfen und ein sicheres Surfen zu ermöglichen.
- Informiere ältere Menschen in deinem Umfeld über kostenlose Websites wie Watchlist Internet, die über gefälschte Spendenaufrufe, betrügerische Inserate, Phishing-Mails und Vieles mehr berichten. Dieser Hinweis kann helfen, ein Gespür für Betrugsfälle zu entwickeln und diese leichter zu entlarven: www.watchlist-internet.at
- Weise ältere Menschen auf sichere Zahlungsmethoden hin: Beim Online-Shopping wird empfohlen, keine Vorauskasse auszuwählen und erst eine Zahlung zu leisten, wenn die Bestellung eingetroffen ist. Darüber hinaus ist es wichtig, bei Online-Einkäufen alle Bestätigungen zu dokumentieren und die Bestellbestätigungen als Nachweis aufzubewahren.
Weitere Tipps zur sicheren Nutzung des Internets bekommst du über den ÖIAT (Österreichisches Institut für angewandte Telekommunikation) im Rahmen der EU-Initiative Saferinternet.at sowie die Servicestelle digitaleSenior:innen und fit4internet. Bei Verdacht auf Cyberkriminalität können sich die Betroffenen auch an die Cybercrime Helpline der Stadt Wien wenden.
Über unseren Tipp-Geber:
Matthias Jax ist Experte in den Bereichen Soziale Netzwerke, Datenschutz und digitale Kompetenzen. Als Projektleiter für das EU-Projekt Saferinternet.at setzt er sich aktuell intensiv für die verständliche Vermittlung eines sicheren, kompetenten und verantwortungsvollen Umgangs mit digitalen Medien ein. Er ist Mitglied im Steering Comitee des europäischen Safer Internet-Netzwerks INSAFE, Mitglied des BIK Advisory Boards, Referent an der virtuellen Pädagogischen Hochschule, der pädagogischen Hochschule Salzburg und Gastlektor an der Universität Wien im Bereich Digitalisierung im Bildungsbereich.