Digitaler Humanismus – eine gute digitale Zukunft geht alle etwas an!
Digitaler Humanismus ist in aller Munde. Zahlreiche Veranstaltungen, Bücher und Beiträge widmen sich diesem Themengebiet und den dringenden Fragen, die damit einhergehen.
Der internationale Diskussionsbogen spannt sich vom deutschen Philosophen Julian Nida-Rümelin mit seinem Buch „Digitaler Humanismus“, über den IEEE 7000 Standard zu „Value-based Engineering“ bis hin zur Poysdorfer Deklaration .
In der Wissenschaft wird das Thema bereits heftig diskutiert. Aber auch für Wiener Unternehmen gewinnt die Thematik an Relevanz um als Marktchance ein Alleinstellungsmerkmal zu erarbeiten. Der WWTF als privat-gemeinnütziger Förderer für Wien sowie die Wirtschaftsagentur Wien als Fonds der Stadt Wien fördern daher den Digitalen Humanismus. In einem neuen – erstmalig gemeinsamen – Förderwettbewerb sind Unternehmen und Forschungseinrichtungen aufgefordert, ihre Ideen zum Digitalen Humanismus zu entwickeln. Dies unterstreicht die Wichtigkeit des Digitalen Humanismus für den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Wien.
Geförderte Strategien zum Digitalen Humanismus
Ziel der Förderung ist es, Unternehmen oder Forschungsinstitutionen bei der individuellen Erarbeitung einer Roadmap bzw. Strategie zur Übersetzung des Digitalen Humanismus in die eigene Organisation zu unterstützen. Dies soll gemeinsam mit mindestens einer komplementären Partnerorganisation aus der Wirtschaft, Wissenschaft oder organisierten Zivilgesellschaft vollzogen werden. Gefördert wird demnach ein Strategieerstellungsprozess in der Höhe von bis zu 40.000 Euro pro Institution, der sich mit der Leitfrage beschäftigt, wie die Ideen des Digitalen Humanismus in der eigenen Institution verankert werden können. Jede Organisation kann eine dieser Strategieideen einbringen.
Mitmachen!
Am 27. April findet der virtuelle Kick-Off zum Förderwettbewerb statt. In dieser Veranstaltung erfahren Sie mehr über das neue Förderprogramm und den Digitalen Humanismus. Darüber hinaus gibt es eine eigene Matchmaking-Plattform. Veröffentlichen Sie Ihre Projektideen und Ihr Fachwissen auf dieser Plattform und stellen Sie sich anderen Teilnehmer*innen vor. Initiieren und vereinbaren Sie im Voraus geplante 1:1-Gespräche, erweitern Sie Ihr Netzwerk und lernen Sie auf einfache Weise neue Kontakte und potenzielle Kooperationsorganisationen kennen. Alle Unterlagen finden Sie ab dem Kick-Off auf den Homepages der Förderagenturen.
Aber was versteckt sich nun hinter dem Begriff „Digitaler Humanismus“?
Die Digitalisierung eröffnet als fundamentaler Veränderungsprozess viele neue Chancen und Möglichkeiten, hat im gleichen Atemzug aber unsere Gesellschaft verstärkt mit problematischen und sich beschleunigenden Entwicklungen konfrontiert. Fake News verbreiten sich über soziale Medien und Filterblasen verzerren unsere Wahrnehmung. Digitale Überwachungstechnologien führen zu einem Verlust der Privatsphäre, und Unternehmen agieren intransparent, während die Nutzer*innen „gläsern“ sind. Tim Berners Lee, der Gründer des Webs, ließ 2017 angesichts dieser Entwicklungen mit der Warnung „The system is failing“ aufhorchen.
Aber die Gesellschaft ist es, die neue Technologien erschafft und ihren Einsatz gestaltet. Es liegt also an uns, die Digitalisierung so zu gestalten, dass sie uns Menschen nützt. Digitale Technologien sollen in positiver Weise genutzt werden. Ziel soll es sein, Antworten und alternative Lösungswege zu finden, um eine gute digitale Zukunft für alle zu ermöglichen. Digitaler Humanismus bedeutet, die Menschen wieder ins Zentrum technologischer Entwicklungen zu stellen und sie zum Maßstab im digitalen Zeitalter zu machen.
Quer durch Institutionen hat sich in Wien seit 2019 für den Digitalen Humanismus rasch ein starkes Interesse entwickelt: das Vienna Manifesto on Digital Humanism als auch erste Fördercalls. Immer mehr Kapitalgeber*innen für Startups und Unternehmen prüfen ihre Investitionen anhand von ESG-Faktoren und eine wachsende Zahl von Unternehmen definiert den gesellschaftlichen Impact ihrer Produkte und Dienstleistungen als ihr Alleinstellungsmerkmal am Markt. Menschenrechtsorganisationen und -expert*innen arbeiten in Wien daran, die entsprechenden Konventionen digital-fit zu machen, die Wiener Stadtregierung hat in der Digitalen Agenda Wien 9 Prinzipien als Leitplanken für einen Wiener Weg der Digitalisierung definiert.
Dr. Donia Lasinger ist stellvertretende Geschäftsführerin des Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds und verantwortet unter anderem die Ausschreibung „Roadmaps Digitaler Humanismus“.
Georg Sedlbauer ist Experte für die Themen-Bereiche Künstliche Intelligenz und Digitaler Humanismus in der Wirtschaftsagentur Wien.