39. Digitaler Salon: Nicht die Dinosaurier der klassischen Musik füttern

Montag, 21. September 2020 / Impulsvortrag: Bernhard Kerres, Executive Coach und Managing Partner von Haydn 1791, zum Thema „Corona, die Klassik-Revolution – Die COVID-19-Krise bringt eine massive Veränderung in der klassischen Musik“

„Was hat klassische Musik mit Innovation zu tun?“, fragt Bernhard Kerres zu Beginn seiner Keynote beim Digitalen Salon und gibt auch gleich die Antwort. „Bisher sehr wenig, um es auch ganz klar und hart zu sagen“, führt er fort. Aber in dieser massiven Corona-Krise stecke eine ganz große Chance für die klassische Musik, um sie wieder so lebendig zu machen, wie sie einmal war, und aus ihrer Erstarrung herauszuholen.

Klassische Musik mit Start-ups vorantreiben

Kerres betont, dass es in Österreich zwar viele Musentempel der klassischen Musik gebe, die es teilweise auch geschafft hätten, sich den neuen Bedingungen während des Lockdowns und der Krise anzupassen. Es brauche jedoch vor allem den Esprit von Start-ups sowie jungen Musikerinnen und Musikern, die die klassische Musik vorantreiben. Geht man von dem Szenario aus, dass eine Covid-19-Impfung im kommenden Jahr existiert, diese aber ältere Menschen nicht ausreichend schützt und diese zu Hause bleiben, ginge der klassischen Musik ein Kernpublikum verloren.

Und diesem Szenario gelte es entgegenzuwirken. Als Beispiele nennt Bernhard Kerres das Start-up Hauskonzerte.at. Zwei österreichische Musiker – ein Pianist und eine Flötistin – veranstalten Konzerte in lockerer Atmosphäre und geben so der Musik einen neuen Rahmen. Ein weiteres Beispiel ist das Projekt „Music in Isolation“, für das der Cellist Vladimir Waltham digitale Technologien verwendet, um unter anderem Vivaldi-Konzerte aufzunehmen, bei denen er alle Stimmen spielt.

Nicht nur am Leben erhalten

„Mich ärgert es, wenn man einen fast 80-Jährigen für ein Konzert in der Corona-Zeit nach Wien einfliegt mit dem Privatjet, damit dieser vor 100 Leuten musiziert. Wo andere Leute in dem Alter in Seniorenresidenzen seit Monaten ihre Familien nicht gesehen haben“, sagt Kerres. Gerade in einer Stadt wie Wien gebe es so großartige Musikerinnen und Musiker, auf die man für Konzerte zurückgreifen könne. „Ich hoffe, dass es zu einer Änderung kommt. Wir müssen klassische Musik nicht nur am Leben erhalten, sondern weiterentwickeln. Dafür müssen wir auf Start-ups, auf Entrepreneurs der klassischen Musik setzen und nicht auf die Dinosaurier, die die großen Institutionen halten“, sagt der Kulturexperte abschließend in seiner Keynote. Vielmehr müsse man die jungen Musikerinnen und Musiker fördern, denn diese machen die wunderbare Musik, die viel spannender sei, als das, was wir sonst hören.

Livestreams keine Konkurrenz

In der anschließenden Diskussion mit IT-Salonièrin Isabella Mader und dem Online-Publikum führt Kerres weiter aus, dass Künstlerinnen und Künstler in den kommenden Wochen und Monaten nicht zwingend neue Kanäle bespielen müssen, sondern sich eher um bestehende Netzwerke und Kontakte kümmern sollten. Er sieht die Krise als riesige Chance für die klassische Musikwelt, da sie veraltete Strukturen aufbricht und Projekte initiiert. Livestreams sieht Kerres nicht als Gefahr für die analoge Welt der Konzerthäuser, ganz im Gegenteil. „Sie machen mich kribbelig und ich möchte dann endlich wieder ein Livekonzert hören“, sagt er abschließend. Die Menschen in einem Konzertsaal seien so im Gleichklang, dieses Gefühl könne man online nie erzeugen.

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Foto: Angela Djuric

Ein besonderer Dank gilt unserem Kooperationspartner Druck

Für alle Detailinformationen kontaktieren Sie gerne Claudia Kanonier (kanonier@urbaninnovation.at) von Urban Innovation Vienna.

Wir freuen uns, Sie bei unseren kommenden Veranstaltungen erneut zahlreich begrüßen zu dürfen. Der nächste digitale Salon findet am 19. Oktober 2020 statt. Kim Dabbs, Global Director bei Steelcase, wird mit ihrem Impulsvortrag „The Purpose Revolution“ den virtuellen Austausch eröffnen.

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