Girls go Technik am Wiener Töchtertag
Es begann alles vor über 25 Jahren in den Vereinigten Staaten, als am 22. April 1993 der erste „Take your Daughters to work day” (zu Deutsch: „Nehmt eure Töchter mit zur Arbeit-Tag“) stattfand. Initiiert von der US-amerikanischen Ms. Foundation for Women war es von Beginn an die Intention der Veranstalterinnen, Geschlechter-Stereotypen zu bekämpfen. In Wien verfolgt man seit 2002 mit dem Wiener Töchtertag das gleiche Ziel – seither laden Unternehmen am letzten Donnerstag im April Mädchen dazu ein, einen Schnuppertag bei ihnen zu verbringen. Der Wiener Töchtertag ist eine Initiative der Frauen- und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál und der MA 57 (Frauenservice Wien) in Kooperation mit der Wirtschaftskammer Wien und der Bildungsdirektion für Wien.
Alte Geschlechterrollen überwinden
Mädchen sollen vor der Berufswahl die ganze Bandbreite ihrer Möglichkeiten kennenlernen und sich unabhängig von Geschlechterrollen für eine Ausbildung entscheiden können. Derzeit sind Frauen in technischen Studienfächern noch in der Minderheit, obwohl es insgesamt in Österreich mehr weibliche als männliche Studierende gibt. Auch ein Blick auf die Lehrlingsstatistik zeigt, dass sich Mädchen häufig für „typische Frauenberufe“ entscheiden, allen voran Verkäuferin, Bürokauffrau und Friseurin. Ein Lichtblick: 2018 war erstmals die Metalltechnikerin unter den Top 10 der häufigsten Lehrberufe von Mädchen in Österreich.
Einkommensunterschiede aufgrund von Berufswahl
Neben dem Anliegen, Geschlechterstereotypen zu überwinden geht es aber auch um den Angleich der Einkommen von Mann und Frau. Auch heutzutage bestehen noch große geschlechterspezifische Unterschiede bei Verdienst und Aufstiegschancen. Frauen verdienen in Wien im Schnitt um rund ein Viertel weniger als Männer – das liegt nicht nur – aber auch – an der Berufswahl. Denn schon die Einstiegsgehälter in technischen, handwerklichen und naturwissenschaftlichen Berufen sind deutlich höher als in Berufen mit traditionell hohen Frauenanteilen.
So liegt das Einstiegsgehalt einer Elektrotechnikerin mit Lehrabschluss laut AMS-Gehaltskompass bei mindestens 2.130 €, während Einzelhandelskauffrauen zu Beginn ihres Berufslebens zum Teil nur 1.280 € verdienen (jeweils brutto pro Monat, 14 Mal). Hat man Dolmetsch studiert und arbeitet im entsprechenden Berufsfeld, muss Frau sich mit einem Einstiegsgehalt von 1.970 € zufriedengeben, während Physikerinnen mit mindestens 2.790 € entlohnt werden.
Der Wiener Töchtertag will gegensteuern
Ob in einem Coding-Workshop, einer Autowerkstatt oder beim Durchführen chemischer Experimente – rund 160 Betriebe in ganz Wien öffnen am Wiener Töchtertag ihre Türen, um Mädchen zwischen 11 und 16 Jahren einen praxisnahen Einblick in die Berufswelt zu geben.
Die Anmeldung läuft noch
Im Vorjahr sind rund 2.700 Schülerinnen der Einladung gefolgt. Für den diesjährigen Wiener Töchtertag am 25. April können sich Mädchen noch bis zum 3. April online oder im Unternehmen eines bzw. einer Erziehungsberechtigten anmelden, insofern es sich um ein registriertes Töchtertag-Unternehmen handelt. Apropos: Auch Unternehmen können sich noch bis 15. März selbstständig und kostenlos online als Töchtertag-Unternehmen 2019 anmelden.
Die Wirtschaftskammer Wien unterstützt den Töchtertag jedes Jahr. Sie stellt für diesen Tag auch die Haftpflichtversicherung für die Unternehmen bereit. Außerdem wird der Töchtertag von der Bildungsdirektion Wien zu einer schulbezogenen Veranstaltung erklärt. Mädchen, die am Töchtertag teilnehmen, sind an diesem Tag vom Unterricht befreit.
Alle Informationen für Mädchen, Lehrerinnen und Lehrer und Unternehmen gibt es unter www.toechtertag.at.
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Dagmar Hemmer ist Leiterin der Töchtertag-Büros im Auftrag der Stadt Wien (MA 57 – Frauenservice Wien). Ihre Agentur communication matters betreut den Wiener Töchtertag bereits seit 2015.