Kategorie: #DigitalMondayBlog

Ein Living Lab für Bauwerksbegrünung

Der Klimawandel stellt besonders Städte als urbane Lebensräume vor große Herausforderungen. Risiken für die BewohnerInnen, die kommunale Infrastruktur oder das Stadtgrün werden durch hochsommerliche Extremtemperaturen, starke Niederschläge, Dürreperioden und Stürme weiter steigen. Diese Fakten zeigen, dass Klimaschutz- künftig durch Anpassungsmaßnahmen ergänzt werden müssen. Bauwerksbegrünungen leisten in diesen Zusammenhang einen signifikanten Beitrag zur Klimawandelanpassung und bieten darüber hinaus viele Vorteile für jeden von uns.

Susanne Formanek

Es zeigt sich auch im Bereich der Bauwerksbegrünung, dass die Digitalisierung viel Potential mit sich bringen kann, wenn

  • Drohnen unsere Pflanzen an hohen Gebäuden pflegen werden
  • Cobots als Partner in Mensch-Maschine-Teams schwere Arbeiten verrichten werden
  • 3D Computervisionen mit den Anwendungen im Bereich Street-Mapping das Potential von Begrünungsflächen auswerfen werden
  • der technische Zustand der Mauerwerke von der Ferne analysiert werden kann
  • Daten in Building Information Modeling sofort übertragbar sind
  • (Nutz)pflanzen am und im Gebäude wie Sportler trainiert werden, um mit weniger Wasser optimale Leistung mit Nährstofflösungen zu erbringen
  • Damit ihre Wuchsleistung exakt an die Flächenbedingungen und zukünftige Klimabedingungen angepasst sein werden
  • diese werden dann von Bürger mittels Public Data Informationen überwacht werden.

Gibt es dann noch „natürliche Zufälle“? IOT, Machine Learning, IT & Platforms, Smart und Big Data, Blockchain, 3D Scans und AR/VR werden miteinander verknüpft. Bleibt die Natur dann noch unberechenbar?

Wir können Veränderungen der Natur natürlich berechnen und „Homo deus“ kann sie auch beeinflussen und wir können sie auch uns zu Nutzen machen. Pflanzen lassen sich definitiv als eine Maßnahme zur Gebäudeoptimierung berechnen und kalkulieren. Dies zeigt auch die Entwicklung der Vertikalen Landwirtschaft oder vertical farming (englisch). Der Grundsatz des „nachhaltigen Bauens“, der die Bauwerksbegrünung mit einschließt, ergänzt sich gut mit der Digitalisierung.

Bauwerksbegrünung als Gebäudeoptimierung

Aufgrund von langjährigen Messungen sind die Leistungen von Bauwerksbegrünungen belegt: Pflanzen, Substrat und Wasserflächen haben als Pufferschicht gegen Hitze und Kälte einen spürbar und berechenbaren Effekt. Damit tragen Pflanzen auch zu einem besseren Mikroklima und zur Kühlung der Stadt bei. Bauwerksbegrünungen mit ihren facettenreichen Möglichkeiten sind nicht (mehr) nur ökologische und gestalterische Möglichkeiten, sondern bieten in Zeiten des steigenden Energiebedarfs die Möglichkeit der Gebäudeoptimierung. Danke der vielen Messreihen wissen wir, dass Kletterpflanzen u.a. als „natürliche Vorhänge“ dienen können, die das Gebäude im Sommer mit einem dichten Blätterkleid verschattet und im Winter ohne Blätter die solaren Gewinne ermöglichen. Gründächer sorgen im Sommer für eine um mindestens 4° C niedrigere Temperatur im Gebäudeinneren als bei Kies- oder Blechdächern. In Kombination mit Solar- und Photovoltaikanlagen führen sie durch die kühlende Wirkung außerdem zu höheren Energieerträgen. Bekannt sind Bauwerksbegrünungen auch durch ihre Fähigkeit Regenwasser zu speichern (pro Quadratmeter bis zu 137 Liter Wasser) womit das Wasser wieder für Verdunstung und Kühlung zur Verfügung steht und nicht die Kanalisation überschwemmt. Dabei gelten sie auch als langlebig, da sie vor UV-Strahlen, Witterungseinflüssen wie Sturm, Hagel oder Starkregen und vor starken Temperaturunterschieden schützen. Damit können langfristig gesehen Kosten für Instandhaltung und Sanierung gesenkt werden und heben den Wert der Immobilie. Bei optimal abgestimmten Systemen kostet die Wartung einer Grünfassade weniger als die Pflege einer ebenerdigen Rasenfläche derselben Größe oder die Reinigung einer Glasfassade.

Open Innovation und Living Lab als Treiber für mehr Umsetzung

Wir sehen es als unsere Aufgabe, Impulse zu setzen und zu demonstrieren, dass Digitalisierung als eine vertikale Disziplin einen Mehrwert für den Gebäudesektor im Einklang mit der Natur hat. Dabei setzen wir auf Open Innovation Methoden und fokussieren uns bewusst auf die Schaffung eines offenen Kommunikationsprozesses, bei dem die Kreativität heterogener Partner oder „unüblicher Akteure“ genutzt wird. Es beruht auf dem Prinzip des Zusammentreffens von verschiedenen Welten und Sichtweisen, die sich beflügeln! Daher arbeiten wir mit der Wirtschaft, Wissenschaft, öffentlichen Hand und der Bevölkerung an innovativen Begrünungskonzepte für die breite Anwendung in Sanierung und im Neubau. Unsere digitale Plattform und das Living Lab MUGLI helfen uns dabei, die umfassende, standardisierte Technologiebandbreite sowohl in der Dach- als auch in der Fassadenbegrünung hautnah zu erleben. MUGLI ist unser mobiler Ausstellungsraum auf Tour durch Österreich und vermittelt gezielt Information und Wissen an die breite Öffentlichkeit. Durch das integrierte Energiesystem und den intelligenten Wasserkreislauf wird MUGLI größtenteils von uns autark betrieben. Der modulare Experimentierraum für bestehende und neue Technologien unserer Netzwerkpartner generiert zudem live Messdaten zum Klima vor Ort als auch Wasser- und Energieverbrauch. Er bietet die Möglichkeit Technologien zu visualisieren und „anzugreifen“ und vor Ort mit den BürgerInnen persönlich in Kontakt zu treten. Mit u.a. dem geplanten Einbau von digitalen Gamificationmöglichkeiten wollen wir Bewertungen abfragen. Dies führt zu verkürzten Iterationsprozessen von Technologienentwicklungen und schneller Akzeptanz neuer Entwicklungen.

Mit ExpertInnen aus dem Bereich Digitalisierung zu kooperieren ist auch eine Chance für die Bauwerksbegrünung als eine Maßnahme zur Gebäudeoptimierung anerkannt und angewendet zu werden.  

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Susanne Formanek ist gemeinsam mit Vera Enzi Gründerin und Geschäftsführerin des GRÜNSTATTGRAUs Kompetenzzentrum für Bauwerksbegrünung. Das erste ganzheitliche „Innovationslabor grüne Technologien für die Stadt“, setzt Impulse und vernetzt Menschen, innovative Produkte und Projekte, liefert Know-How und Analysen für die Praxis und begleitet urbane partizipative Strategien bis zur Umsetzung. GRÜNSTATTGRAU wird vom BMVIT und FFG gefördert. Die studierte Holzwirtin hat nachhaltiges, energieeffizientes Bauen und Wohnen, Materialökologie und die Digitalisierung der Bauwirtschaft als Schwerpunktsthemen und ist auch Präsidentin des Österreichisches Instituts für Baubiologie und Bauökologie IBO und Mitglied des Präsidialrats von Austrian Standards International.

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