Smart City durch NB-IoT: T-Mobiles Smart Public Life Hackathon
Regulär arbeite ich bei der Firma IT Services Hungary. Von November 2017 bis Ende April 2018 durfte ich jedoch bei T-Mobile Austria als Exchange tätig sein. Das bedeutet, dass innerhalb des Konzerns der Deutschen Telekom die Möglichkeit besteht, in einem anderen Tochterunternehmen weitere Fähigkeiten aufzubauen – diese Gelegenheit habe ich genutzt. In einem halbjährigen Exchange bei T-Mobile Austria konnte ich als Projektmanagerin den Smart Public Life Hackathon (Wortschöpfung aus „Hack“ und „Marathon“), welcher von 21. März bis 22. März 2018 an der FH St. Pölten stattgefunden hat, organisieren und mitgestalten.
Bei diesem Hackathon wurden Konzepte und Ideen gesucht, die das Alltagsleben der BewohnerInnen von St. Pölten angenehmer gestalten. Hierfür stattete T-Mobile Austria die TeilnehmerInnen mit der neuen Technologie NB-IoT (NarrowBand IoT) und Developer-Kits aus. 60 TeilnehmerInnen stellten sich dieser Challenge und entwickelten 13 unterschiedliche Minimum Viable Products innerhalb von 24 Stunden, die viele Probleme einer typischen Stadt lösen. Die Jury setzte sich aus VertreterInnen der Stadt, der Fachhochschule St. Pölten, T-Mobile Austria, der Deutschen Telekom und der heimischen Maker-Szene zusammen. Die Entscheidung fiel dem Gremium alles andere als leicht. Schlussendlich durften sich folgende GewinnerInnen über ihre Platzierung freuen.
Platz 1: Der Bus kommt genau dann, wenn man ihn braucht
Das Team „Mein persönlicher Favorit“ definierte das folgende, allgemein bekannte Phänomen als Problem, für das sie eine Lösung finden wollten: Der Bus der Öffentlichen Verkehrsbetriebe ist bisweilen überfüllt, manchmal völlig leer, bleibt an Haltestellen stehen, an denen keiner wartet und trifft zudem notorisch verspätet ein. Würden die Busse bedarfsorientiert verkehren, würden sie schneller und effizienter – eben smarter – unterwegs sein. Das Quartett entwickelte eine Lösung, die die Auslastung der Busse in Echtzeit trackt, diese Daten via NB-IoT an eine Zentrale überträgt und auf einem Dashboard visualisiert. Anhand eines selbst hergestellten Autobusmodells aus Karton demonstrierten die durchwegs jungen Entwickler, wie die Sensoren erheben, wie viele Passagiere ein- und aussteigen. Die Lösung erhebt zudem, wie viele Personen an welchen Haltestellen warten. Benutzer sollen sich auch per App einfach für eine Fahrt anmelden können. Aufgrund dieser Daten können die Routen variabel, je nach dem tatsächlichen Bedarf, konfiguriert werden. Mit dem System könne man den BürgerInnen ein besseres Nahverkehrsangebot bieten und dies mit kleineren und folglich günstigeren Fahrzeugen als bisher bewältigen, so das Entwicklerteam. Die Lösung lässt sich recht simpel erweitern. Denn weitere Daten wie die Innentemperatur des Fahrzeuges, die Beschleunigung oder die geographische Lage bieten eine Basis für weitere Services. So könne etwa die Leitstelle auf einen Blick erkennen, wenn ein Fahrzeug einen Unfall hat und sofort oder automatisiert Einsatzkräfte zum Unfallort entsenden.
Platz 2: Innovative Bezahllösung erschließt neuen Parkraum
Dass der oder die typische St. PöltenerIn Auto fährt und folglich Parkplätze im urbanen Gebiet der niederösterreichischen Landeshauptstadt gefragt sind, definierte das Team „Lightning.Parking“ als Ausgangslage. Das Parken wiederum hat den unangenehmen Nebeneffekt, dass das Entrichten der dabei anfallenden Gebühren mühsam ist: Handyparken ist zwar praktisch, nervt aber dennoch. Parkscheine ausfüllen – sofern überhaupt ein passender zur Hand ist – sowieso.
Die Zweitplatzierten haben ein System entwickelt, mit dem sich die Parkgebühren einfach über Kryptowährungen á la Bitcoin entrichten lassen. Das ist aber nur ein Feature der Lösung. Denn via Sensoren misst die Lösung, wer wann auf welchem Parkplatz ein- oder ausfährt. Der User muss sich vorher freilich mit seinem Kennzeichen registrieren. Ob er das getan hat, checkt die Lösung von „Lightning.Parking“ ebenfalls. Für BesitzerInnen von privatem Parkraum ist es nicht schwer, diesen mit der notwendigen Technologie auszustatten, um diesen Raum auch zu bewirtschaften. Dabei fließen ihm die Gebühren seiner Parkkunden in Form einer Kryptowährung direkt zu. Eine Clearingstelle, die bei diesem Geschäft mitverdient, gibt es nämlich nicht. Peer-to-Peer-Parking nennen die Entwickler dieses Modell. Die St. Pöltener profitieren vom System gleich mehrfach: Weil mehr privater, bisher ungenützter, Parkraum zur Verfügung gestellt wird, gibt es auch mehr Parkplätze. Weil die Parkplatzsuche einfacher wird, nimmt der innerstädtische Verkehr ab. Und weil es auf dem Parkplatzmarkt mehr Konkurrenz gibt, dürften auch die Parkgebühren sinken.
Platz 3: Smarte Straßenbeleuchtung mit dem gewissen Extra
Straßenlaternen leuchten, selbst wenn sie kein Verkehrsteilnehmer braucht. Dass dies nicht effizient ist, viel zu viel Energie verbraucht und es für dieses Problem sicherlich eine smarte Lösung gibt, befand das Team „Pinky and the brains“. Die Teammitglieder erdachten eine Straßenbeleuchtung, die nur dann Licht spendet, wenn sie auch gebraucht wird. An den Laternen angebrachte Sensoren erfassen Autos, Motorräder, Fahrräder oder FußgängerInnen, und geben diese Informationen an einen Server weiter. Dort entscheidet ein Algorithmus, welche Straßenlaternen beleuchtet werden. Nähert sich ein Verkehrsteilnehmer etwa einer Kreuzung und es ist noch nicht klar, welche Richtung er wählen wird, werden alle Optionen erhellt. Ist der Server einmal „out of order“ gibt es eine Security-Einstellung, die für notwendiges Licht sorgt.
Niemand muss aber befürchten, dass Städte, in denen abends die Gehsteige hochgeklappt werden, in völligem Dunkel versinken. Das Licht wird bloß gedimmt und nicht völlig abgeschaltet. Das von „Pinky and the brains“ entwickelte System eignet sich zudem als Orientierungshilfe bei Notfällen oder Naturkatastrophen. Denn mittels der Straßenbeleuchtung kann man der Bevölkerung den Weg aus der Gefahrenzone weisen.
Auch die zehn weiteren Minimum Viable Products sind wie die Gewinnerprojekte Beweis dafür, dass eine heterogene Gruppe von Menschen für eine große Vielfalt an Lösungen sorgt. Um am „Smart Public Life“ Hackathon teilzunehmen, waren keine Programmierkenntnisse notwendig. Diese bewusst niedrig gewählte Einstiegsschwelle hat dafür gesorgt, dass beim Wettbewerb sich Menschen mit völlig verschiedenen beruflichen und gesellschaftlichen Hintergründen getroffen und miteinander ausgetauscht haben.
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Mihály Kovács hat seine Karriere im Feld der Informatik bei der IT Services Hungary (ITSH) im Jahr 2011 begonnen. Damals arbeitete er für den Daimler Account. Von 2012 bis 2015 hatte Mihály Kovács bei der Firma Ungarische Tech Startups als Business Development Manager gearbeitet. Seit Anfang September 2015 ist er wieder bei der ITSH als Senior Account Manager tätig. Bei der ISTH hat er mehrere Talentprogramme erfolgreich abgeschlossen (Leadership Talent Programm, VIP Programm und das lokale Talent Programm). Er hat sich für das Telekom Exchange Programm deshalb beworben, weil er im Feld NB-IoT Know-How aufbauen und mehr über das Kerngeschäft des Konzerns (Telekommunikation) lernen wollte.