Digitale Schutzengel für Menschen, die uns am Herzen liegen
Viele von uns kennen das Dilemma: Eltern oder Verwandte werden älter, die Agilität lässt langsam nach, aber noch meistern sie den Alltag überwiegend alleine. Gerne hätte man die Gewissheit, dass in einem Notfall rasch Hilfe kommt und so wertvolle Zeit gespart wird.
Genauso ging es Michael Bindlechners Mutter, die alleine lebt, aber noch aktiv ist. Was, wenn ihr etwas passiert, sie zum Beispiel stürzt und keine Hilfe rufen kann? Eine Lösung musste also her, aber welche?
Der übliche Notfallruf, der als dicker roter Knopf an einem Armband getragen wird und beim Betätigen eine Notrufzentrale verständigt, kam nicht in Frage. Einerseits fand sie ihn zu auffällig und stigmatisierend, andererseits funktioniert dieser nur, wenn die Person noch in der Lage ist, den Knopf zu drücken und die meisten Systeme brauchen eine Basisstation, funktionieren also nur zu Hause. Michaels Mutter ist aber noch regelmäßig selbständig unterwegs und hat, wie viele Menschen, gar kein Festnetz mehr, sondern nur noch ein Handy.
Nachdem bereits 7 Millionen ältere Menschen in Deutschland, Österreich und der Schweiz alleine leben und in 3,2 % aller Notfälle Hilfe nicht zeitgerecht kommt, lag die Idee nahe, auch anderen Menschen zu helfen. Wichtig dabei ist, dass die Lösung nicht stigmatisierend ist und älteren Menschen nicht nur hilft, sondern auch den leichten Einstieg in die digitale Gesellschaft ermöglicht.
Genau das war daher unser Ansatzpunkt: Eine Notruflösung, die zu Hause genau so funktioniert wie unterwegs, die selbständig einen Notfall erkennt und für die man nur das braucht was man ohnehin hat: ein Smartphone. Mit Partnern wie der FH Technikum Wien, der Universität Wien, Samsung und Caritas entstand b-cared, ein mobiler Notruf für alle aktiven Menschen, der als App leicht einzurichten und zu bedienen ist.
Ein selbsttätiger Notruf erkennt Notfälle, ruft automatisch Hilfe und überträgt zudem wichtige Notfalldaten, wie die genaue Position. Die Alarmierung kann auf drei Arten erfolgen:
- Einfaches Wischen des Widgets holt sofort Hilfe.
- Der eingebaute Sturzsensor löst automatisch einen Notruf aus, falls man nicht bestätigt, dass man OK ist.
- Die Inaktivitäts-Erkennung verhindert, dass eine Person in einem Notfall unentdeckt bleibt. Zu einer selbst festgelegten Zeit öffnet sich ein großer OK-Button, durch dessen Betätigung signalisiert wird, dass alles in Ordnung ist. Bleibt diese Bestätigung aus, wird ebenfalls der Notruf aktiviert.
In allen drei Fällen werden sofort persönliche Notfallkontakte oder ein Hilfsdienst, wie die Caritas alarmiert und es wird eine Notfallkarte mit wichtigen medizinischen Daten, aktueller Position sowie Kontaktdaten von Vertrauenspersonen übermittelt.
Durch Features und die mobile Anwendungsweise ist diese Lösung nicht nur für ältere Menschen, sondern auch für viele weitere Personen geeignet:
- Jüngere Kinder, die erste Wege alleine erledigen dürfen. So können die Eltern sicher sein, dass im Fall des Falles sofort Hilfe kommt und sie benachrichtigt werden.
- OutdoorsportlerInnen, wie MountainbikerInnen, LäuferInnen oder Wanderer, die alleine unterwegs sind können im Ernstfall leichter gefunden und versorgt werden.
- Frauen, denen am abendlichen Heimweg mulmig zumute ist, können über eine Inaktivitäts-Erkennung die geplante Ankunft zu Hause einstellen und dort bestätigen, dass alles in Ordnung ist.
- Personen mit einer chronischen Erkrankung wie Diabetes, können vom Hilfesystem ebenfalls profitieren.
Sicherheit im Alltag wird zu einer der großen Herausforderungen unserer Gesellschaft. Das betrifft ältere Menschen, die alleine leben genauso wie jene Menschen, die sich aktiv alleine in ihrer Freizeit im Freien bewegen und sich dabei sicher fühlen wollen. Alleinlebende, ältere Personen und auch Menschen jeden Alters, die alleine unterwegs sind, leben beständig in der Gefahr, dass ein Notfall nicht – oder viel zu spät – von möglichen Helfern wahrgenommen wird. Für die Zukunft wäre es daher wünschenswert, dass Notfallsysteme für Jung und Alt Sicherheit und rasche Hilfe im Ernstfall gewährleisten können und fester Bestandteil unseres Alltags werden.
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Mag. Gergely Teglasy ist Universitäts- und FH-Lektor im Bereich Medien und Kommunikation. Gemeinsam mit Michael Bindlechner hat er die Notruflösung b-cared entwickelt, die bereits zahlreiche Preise enthalten hat – darunter den Innovationsaward – und kann hier kostenlos getestet werden kann. Beide verbindet eine langjährige Freundschaft und das Ziel, Menschen in einem Notfall zu helfen.